Update zum Hochwasser in der Jugendfreizeitstätte auf kirchegelsenkirchen.de

Die Überflutung des Flusses Lippe bei Schermbeck hat insbesondere die Kinder- und Jugendfreizeitstätte Gahlen des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid getroffen. Große Teile des Ensembles stehen unter Wasser. Die Keller der Gästehäuser sind nahezu bis zur Decke vollgelaufen. 

Was ist passiert?

Der starke Anstieg des Flusspegels deutete sich bereits ab dem 20. Dezember an. Am Dienstag, dem 2. Weihnachtstag, erreichte das Hochwasser das Gelände der Freizeitstätte. Tagsüber hatte die Freiwillige Feuerwehr mit vielen Helfenden einen Damm aus dem Sand des Bolzplatzes gebaut und mit zahlreichen Sandsäcken gesichert. Firmen aus der Umgebung stellten dafür Material zur Verfügung. Die Leiterin der Freizeitstätte, Katrin Fengels, und die Mitarbeitenden versorgten die Arbeiter mit Getränken und Essen. Wasserpumpen wurden besorgt. Ehrenamtliche aus der Jugendarbeit haben die Nacht über Wache geschoben, geräumt und die Pumpen betätigt. Die Leitung des Jugendreferates, Barbara Eggers, und Superintendent Heiner Montanus waren immer wieder vor Ort, haben unterstützt, beraten und geholfen.

Am Mittwoch bahnte sich das Wasser jedoch seinen Weg um den Damm herum. Innerhalb kürzester Zeit waren Keller vollgelaufen. Die Feuerwehr hat daraufhin die Evakuierung des Geländes angeordnet. Innerhalb weniger Minuten musste der Hausmeister seine Wohnung verlassen und wurde zusammen mit Angehörigen, der Hausleitung Katrin Fengels und anderen Mitarbeitenden auf einer Anhänger-Ladefläche mit dem Traktor in Sicherheit gebracht. Die Straße zur Freizeitstätte war zu diesem Zeitpunkt bereits stark überflutet. Der Versuch der Zufahrt war strengstens verboten und wird überwacht. Die Jugendfreizeitstätte ist von einem See umgeben und ragt wie eine Insel heraus.

Wie ist der aktuelle Stand?

Der Scheitelpunkt des Hochwassers war mit 7,05 Metern am Donnerstag erreicht. Seitdem sinken die Pegel. Wenn es gut läuft, könnte das Wasser laut Auskunft der Feuerwehr bis Dienstag abgelaufen sein. Das hohe Grundwasser und der anhaltenden Regen machen den Abfluss jedoch nicht schneller. Ob sich die Hochwasserlage an der Lippe noch einmal verschlimmert, ist unklar. Die Zufahrt wurde aber im Laufe des Sonntags wieder freigegeben.

Auf dem Gelände hat das Wasser die Keller der Übernachtungshäuser sowie des Hausmeisterhauses geflutet. Im Hausmeisterhaus  laufen bereits die Entwässerungspumpen. Nicht direkt betroffen sind augenscheinlich das Wirtschaftsgebäude samt Speisesaal und Küche sowie das Spiele- und das Blockhaus. Diese Gebäude liegen etwas höher. Verschont wurde ebenfalls die Kapelle. Welche Auswirkungen das Wasser auf Heizung, Elektrizität und Abwasser hat, ist noch unklar. Durch die Kontaminierung des Wassers mit Heizöl werden vermutlich auch Teile des Bodens verunreinigt sein.

Was passiert als nächstes?  

Die Kinder- und Jugendfreizeitstätte befindet sich nördlich des Ortes Gahlen und gehört zur Gemeinde Schermbeck. Das Gelände liegt idyllisch zwischen Lippe und Wesel-Datteln-Kanal. Neben einigen Campingplätzen, Sporteinrichtungen und einem Forellenzentrum gibt es hier nur wenig Wohnbebauung und viel Natur. Erst im vergangenen Jahr wurde das Gebiet durch das Regierungspräsidium als „Überschwemmungsgebiet für die Lippe in Gahlen“ festgesetzt. Nach dem Hochwasserereignis im Ahrtal hat das Land überall in NRW solche Überschwemmungsgebiete beschlossen. Für Grundstückseigner hat dies Auswirkungen. So werden z.B. keine Neubauten in dem Bereich genehmigt. Ob ein Hochwasserschutz für Bestandsgebäude errichtet werden darf, muss noch geprüft werden. Leider gibt es für die Jugendfreizeitstätte keine Versicherung, da Elementarschäden in Überschwemmungsgebieten nicht versichert werden können. Der Schaden muss vom Kirchenkreis reguliert werden. Wie hoch der ist, lässt sich im Augenblick noch nicht beziffern.

Der Kirchenkreis hat einen Krisenstab unter Leitung von Superintendent Heiner Montanus eingerichtet, dem unter anderen Fachleute aus dem Bereich Bau und Finanzen angehören. Eine Firma, die die Entsorgung des verunreinigten Wassers übernimmt, ist gefunden. Die Buchungen für die Monate Januar und Februar wurden vorsorglich storniert. Weiteres lässt sich erst nach einer Bestandsaufnahme sagen.

Polizei und Feuerwehr waren eindringlich davor, sich dem Bereich von Land- oder Wasserseite aus zu nähern. In den vergangenen Tagen mussten bereits zweimal Paddelboote mit Rettungshubschrauber aus der Lippe gerettet werden. Die Situation ist immer noch unübersichtlich und daher lebensgefährlich.

Noch im Mai wurde das 75. Jubiläum von Gahlen gefeiert

Für alle, die der Jugendfreizeitstätte verbunden sind, ist die Überschwemmung ein großes Unglück. Hausleitung Katrin Fengels musste mit ihren Mitarbeitenden in den letzten Jahren viele Krisen meistern und konnte zuletzt wieder zuversichtlicher auf die Arbeit schauen. Im Herbst ist mit Carsten Fischotter ein neuer Hausmeister auf das Gelände gezogen, der sich gut eingearbeitet hat.

Noch im Mai dieses Jahres wurde mit einem großen Fest das 75jährige Jubiläum der Einrichtung gefeiert. Gahlen, das ist für viele Menschen aus Gelsenkirchen kein Dorf, sondern ein Sehnsuchtsort, an dem sie als Kinder, Jugendliche und Familien Freizeiten erleben und wichtige Erfahrungen fürs Leben machen können.

In den vergangenen Jahren wurde die Freizeitstätte nach und nach renoviert und nicht nur optisch aufgewertet. Die Leiterzimmer, Seminarräume und der Speisesaal wurden aufwendig gestaltet. Zuletzt wurde im Sommer 2023 die große Terrasse vor dem Speisesaal eröffnet und mit Außenmöbel bestückt. Die Arbeiten wurden zum allergrößten Teil durch das Engagement von Ehrenamtlichen realisiert, die dafür viele Stunden ihrer Freizeit einbrachten. Schon jetzt heißt es aus dem Kreis der Mitarbeitenden: „Wir sind bereit, Gahlen wieder aufzubauen“. Wir drücken fest die Daumen. HD